Heute unterwegs im ICE von Bremen nach Würzburg. Ich steige ein und suche mir im halb gefüllten Zug einen Platz mit Tisch für mein Netbook. Die Kaffeefrau kommt vorbei. Es duftet gut. Kurz danach höre ich eine Stimme sagen: Die Fahrkarten bitte! Ich reiche den ausgedruckten Fahrschein und meine BahnCard. Einen kurzen Moment später bekomme ich sie zurückgereicht und der Zugbegleiter flüstert hinterher: „Ich brauche Ihre Visa-Karte.“ Ich suche in dem Plastikkartenmeer meines Geldbeutels nach dem gewünschten Identifikationsnachweis und kann mir nicht verkneifen nachzufragen: „Wieso kann ich Bahn-Tickets über das Internet eigentlich nur für mich selbst bestellen?“ Ein Lächeln formte sich auf dem Gesicht des Schaffners. Er lies sich langsam auf den freien Platz neben mir sinken. Ich hörte ihn sagen: „Sie sind auch so einer, der nie liest, was er im Internet anklickt!“ Ich wollte diese Aussage elegant parieren, aber ich brachte kein Wort heraus. In meinem Kopf formte sich in großen Lettern das Wort: „ERTAPPT!“

Der freundliche Bahnbeamte grinste mich an und erklärte mir in aller Ruhe, welche Möglichkeiten der Identifikation ich hätte und dass ich es bei der Bestellung nur richtig anklicken müsse. Ich war immer noch sprachlos und zögerlich versuchte ich mich schelmisch zu rechtfertigen „Sie lesen doch bestimmt auch nicht alle AGBs durch, bevor sie etwas kaufen!“ Das Gespräch nahm einen netten Verlauf.

Zwei Dinge nehme ich aus dieser Begebenheit mit:

  1. Lässt man sich auf einen Vertrag oder ein Abkommen ein, ist es gut, die Bedingungen zu kennen. Ich selbst lese im Alltag nicht alle AGBs, Richtlinien oder Geschäftsbedingungen etc. durch und mir ist persönlich auch keine Person bekannt, die dies tut. (Wäre evtl. auch bedenklich. #Paranoia) Dennoch ist mir bewusst, dass, wenn ich in einen Zug einsteige, ich die Bedingungen der Bahn akzeptieren muss. Zumindest dann, wenn ich meine Bahnfahrt in Ruhe genießen und an meinem Ziel ankommen möchte.
  2. Die zweite Erkenntnis stimmt mich ein wenig nachdenklicher. Ich hätte auch an einen anderen Zugführer geraten können, der mir evtl. im wirschen Ton sagt: „Fragen sie nicht mich, sondern lesen Sie die AGBs!“ Am besten noch im lauten Ton, damit sich spätestens danach alle Augen im Abteil auf mich richten. Eine unangenehme Vorstellung.

Ich frage mich, ob dieser Mitarbeiter der Bahn es immer schafft, so freundlich und mit Witz auf seine Kunden einzugehen. Wie reagiert er wohl, wenn er einen schlechten Tag hat, der Zug zum Bersten überfüllt ist, oder reisenden Gäste sich über Pannen im Bahnbetrieb äußern? Vermutlich ist dies auch für „Strahlemenschen“ eine persönliche Herausforderung.

Abschließend kann ich nur sagen, die Bahn ist nicht immer so schlecht wie ihr Image. Es kommt, wie so oft, auf das gute zwischenmenschliche Miteinander an. Ich habe mich über diese heutige Begegnung gefreut! Mal sehen, was mich auf der Rückfahrt erwartet.

stash-lab